Geschichte in Steinen

Wo alles begann. Die 37jährige Sophie Jacobsen – Tochter eines Kapitäns und einer Griechin und ausgebildete Lehrerin inklusive eines mehrjährigen Aufenthalts in England – wollte ein „längst gefühltes Bedürfnis“ stillen und gründete am 2. November 1866 eine „Private Töchterschule“ in Husum. Bis dahin gab es nur die Volksschule für die Mädchen und rein gar nichts für eine weiterführende Bildung, die Stadt und ihre Bürger sahen in der Hinsicht auch keine Notwendigkeit. Das Schulgeld war zwar hoch, reichte aber meist nur knapp, manchmal gar nicht um die Kosten zu decken. Vom Senator Homfeldt mietete sie mehrere kleine „gut beheizbare“ Räume. Ihre Schülerinnen nannten sie „Tante Fieken“. Bis 1879 residierte der Zweilehrerinnenbetrieb hier am Markt.

Vom Mai 1877 bis zum Januar 1900 war die „Jacobsensche Privatmädchenschule mit fremdsprachlichen Unterricht“ auf der Neustadt untergebracht. Das Gebäude existiert nicht mehr, an seiner Stelle befindet sich jetzt das Geschäft eines Fernsehreparaturdienstes. Mittlerweile hatten etliche flehentliche Briefe Frl. Jacobsens dazu geführt, daß die Stadt Husum die Notwendigkeit einer solchen Schule einsah und nach und nach sich um immer mehr Kosten kümmerte. Im Gegenzug bekam sie auch mehr Kontrolle übertragen. Ob die Stadt irgendwann Sophie Jacobsen leid war oder ob sie nur clever ihren Abgang verteuerte ist unbekannt. Aber 1894 wurde sie durch Elise Steinorth ersetzt, gleichzeitig aber ihr monatliches Einkommen verdoppelt. Formell blieb Sophie Jacobsen noch einige Zeit die Leiterin. Sie starb 1917 mit 88 Jahren. Das rechts zu sehende Tor war bei Kühen übrigens ein beliebter Fluchtort, so daß bei den Husumer Viehmärkten eben gerne mal der Unterricht gestört und unterbrochen wurde. Was Schüler ja immer schrecklich finden.

Das erste eigene Gebäude. 1898 wird tatsächlich ein eigenes Gebäude für unsere Schule errichtet und 1900 bezogen. Zwar hatte danach die Volkshochschule dort ihr Heim, aber wie in Husum nicht unüblich wurde die Schule nach mehreren Jahren Nichtnutzung abgerissen und gegen ein paar Investorenbauten getauscht.
Die Stadt Husum übernimmt erst die Ruhegehälter der Lehrerinnen später garantiert sie auch deren feste Anstellung. 1914 wird aus der „vormals Jacobsen´sche Privatmädchenschule mit fremdsprachlichen Unterricht“
das „Städtische Lyzeum“. Die Schülerinnen erhalten hier nun Unterricht bis zur 10. Klasse. 1929 wird es das „Oberlyzeum der Realschulrichtung“, eine Obersekunda wird ebenso wie ein Aufbauzug für Jungen und Mädchen eingerichtet. Am 12.2.1932 erhalten neun Schülerinnen das Abitur. Den Namen Theodor-Storm-Schule bekam die Schule am 20.7.1932. Begründung: „Wir wollen durch diesen Namen unsern Schülerinnen und Schülern vor Augen führen, wie ernstes Schaffen und redliches Mühen sich die Achtung und Dankbarkeit der Nachwelt erwirbt. Der Name soll ein Weckruf sein, es Storm gleichzutun in der Liebe für Heimat und Vaterland.“ Immerhin sollte es uns nicht anregen unsere Cousinen zu heiraten.

Die Moderne. Das alte TSS-Gebäude platzte aus allen Nähten und so beschließt die Stadt 1961 ein neues Gebäude an der Lämmerfenne zu bauen. Es gehörte damals zum architektonisch modernsten und hätte sich auch heute noch sehen lassen können. Allein die lichtdurchluteten Gänge und Räume suchen ihresgleichen. Aber in Zeiten vor der Ölkrise entstanden, verfeuerte sie im Winter 1000 Liter Heizöl am Tag und das Flachdach leckte permanent. Jahr um Jahr versuchten Arbeiter das Dach zu reparieren. Die mit Eimern vollgestellten Gänge um das Wasser aufzufangen, waren Legende.

Aufgrund der Raumnot an der TSS entschloß sich die Stadt Husum 1976, die Osterhusumer Schule als Nebengebäude der TSS zu deklarieren. Mit Gesang zogen die Schüler gemeinsam mit allerlei Gerätschaften zu ihrem neuen Domizil. Die damalige Vizedirektorin Frau Klostermann wurde Chefin der OHS. Einen Stundenplan zu erstellen, der zwei relativ weit voneinander entfernten Gebäuden gerecht wird, war ein Ding der Unmöglichkeit. Immer wieder kamen Lehrer zu spät, ab und an mußten Stunden gar ausfallen. Wer von den Lehrern clever war, wählte am Anfang des Schuljahres einfach eine a-Klasse, die blieben auf jeden Fall im Hauptgebäude. b und c-Klassen von Sexta bis UIII hatten nun ein Gebäude für sich und waren recht glücklich darin. Was ein bißchen auch an zuspätkommenden Lehrern und ausfallenden Stunden liegen könnte. Aber alle OHS-Schüler beteuern auch so noch heute ihre Verbundenheit mit diesem Gebäude. 1987 bekam die TSS einen Anbau (A1-A3) und dank sinkender Schülerzahlen wurde die Dependance aufgegeben. Danach ist die Pestalozzischule dort eingezogen. Mittlerweile ist sie Teil eines Wohnprojekts geworden.

Pavillon. Eigentlich gab es nie genug Räume an der TSS. Und irgendwann in den 70ern stellte die Stadt genervt der Schule eine schon in der ersten Sekunde der Fertigstellung räudige Holzbude hin, die als Übergangsfrist nur für ein paar Jahre gedacht war. Und immer wenn ein Anbau, ein richtiger cooler steiniger Anbau, folgte, dachte jemand: “Jetzt kann es weg”. Aber ein anderer zählte die Schüler nochmal genau durch und sagte dann “Laß mich kurz überlegen. Nein!”. Und so überlebte das Ding Jahrzehnt um Jahrzehnt. Man kann es nicht heizen, man sollte sich nicht allzu stark an die Wände lehnen und man sollte auch nicht darauf hoffen. dass seine Fenster einem vor Wind schützen oder Licht reinlassen. Eines muss man dem Ding aber lassen: Es ist zäh. Nicht mal der armselige kriminelle Versuch von 2002 es mit einer brennenden Mülltonne davor loszuwerden funktionierte. Wie man deutlich sehen kann.

Umbauphasen. 1987 wurde ja der erste Anbau mit drei neuen Klassenzimmern und einer Bücherei fertiggestellt (und damit die OHS geschlossen). Es folgten ein neuer Musiktrakt, ein weiterer Anbau mit 7 neuen Klassen, die Aufstockung des Naturwissenschaftstraktes und 2005 die Totalrenovierung der Schule. Die Flachdächer wurden gegen Pultdächer getauscht, die Außenwände mit Platten in zwei Farben bedeckt, alle Fenster wurden ausgetauscht. Alles wurde anders. Und jahrelang mußte die Schule improvisieren. Dreck, Lärm, Überraschungen. Doch letztendlich ist ja alles fertig geworden.