Abiball. Letzte Gelegenheit, die alten Konfirmationsklamotten noch mal anzuprobieren, dann aber doch ein Heidengeld für neue Klamotten auszugeben. Bis 1999 feierten TSS und HTS den Ball gemeinsam in der Kongreßhalle, die steigenden Abiturientenzahlen und die immer nervigeren Streitereien um Kartenkontingente führten dann dazu, daß die Schulen sich aufteilten. Die Organisatoren werden meist als Geschäftspartner nicht für voll genommen und müssen sich allerlei Schikanen der Pächter gefallen lassen.
Abientlassung. 1974 fiel sie ganz aus, weil die Abiturienten in der Nach-68er-Zeit lieber an den Dockkoog gingen, um dort zu trinken und zu feiern. Die meisten Zeugnisse wurden dann mit der Post verschickt. Langsam regenerierte sich das Entlassungsritual, wohl auf Wunsch der Schülerschaft. Anfangs gab es dann in der Pausenhalle ein Glas Sekt und das Zeugnis draufzu. In den 80ern kehrte die Entlassung zurück in die Aula. Dort gab es dann eine Mischung aus Musik, Sketchen und Reden. Vor allem die Sketche lockerten die Entlassung auf. Beispielsweise sei hier die Entlassung von Abi 91 erwähnt. Zum einen gab es Running Gags, beispielsweise die Muppetnachrichten, bei denen dem Nachrichtensprecher immer etwas begegnete, wovon er gerade berichtete (Biolehrer Dr. Vierke entdeckt neue Fischart am Amazona -> er wird mit Fischen beworfen; Herr Bürger kaufte alle Stasi-Akten auf -> zig Akten fallen auf den Sprecher herab; das Dach der Schule ist endlich geflickt -> ein Schwall Wasser trifft ihn, etc.). Dazu kommen noch Veralberungen der Autoliebe einiger Lehrer oder die Verleihung eines Preises an den besten ausländischen Schülers des Jahrgangs (es gab natürlich nur einen), dem man mit absurden Showelementen unter anderem ein Moped übergibt, dazu die italienische Nationalhymne live vorträgt. Beim zugehendem Vorhang fährt er dann mit dem Moped die Bühne kurz und klein (da gab es natürlich nur die Geräusche von zu hören). Auch die Lehrer zeigten sich. 1994 beispielsweise gründeten sie eigens einen Chor und sangen ein Loblied auf den Jahrgang. Dies war aber ein einmaliger Vorgang.
In den letzten Jahren gaben die Jahrgänge das Aufführen von Sketchen auf und die Abientlassung wurde eine förmlichere Veranstaltung. Seit mehreren Jahren laufen die Abiturienten auch zu Beginn in die Aula ein.
Bis 1993 fand die Abiveranstaltung übrigens am Samstagvormittag statt, die restliche Schule hatte dann frei. Mit Einführung der freien Samstage wurde die Entlassung erst auf Donnerstag- dann auf Freitagabend gelegt
Abiumzug. Eine vermutlich noch aus dem vorletzten Jahrhundert stammende Tradition der Husumer Abiturienten. Schwarzgewandet mit Zylinder, Zigarre und einem Spazierstock verließen sie die Schule. Der Abiumzug ist eine Errungenschaft, die von der HTS ausging. Damals war es noch ein reines Jungengymnasium und der TSS war es erst in den Dreißigern erlaubt Mädchen zum Abitur zu führen. Sie feierten beim Umzug auch nicht mit. Die Abiturienten der fünfziger und sechziger Jahre zogen zwar zum TSS-Schulgebäude hin, liefen davor einige Kreise, aber nur die verwegendsten grüßten zu den Mädels, die an den Fenstern standen, hinauf. Kontakt gab es offiziell erst bei den Schulfesten, wo im Vorfeld die Klassensprecher und -sprecherinnen Namenslisten austauschten und die Pärchen für das Fest festlegten. Für die Jungen war es wohl eine teure Angelegenheit, man mußte den Klassensprecher bestechen, sich Wochen vorher bei den Eltern des Mädchens mit Blumen vorstellen und noch am Tag, an dem man es abholte, wieder mit Blumen erscheinen. Doch wie auch immer: Im Rahmen der studentischen Revolten und auch der Aufnahme männlicher Schüler an der TSS Ende der Sechziger, Anfang der Siebziger, nahmen bald alle Abiturienten daran teil. Der Abiumzug fand erst in der eigenen mit allerlei Unsinn verbauten Schule statt, die Schüler wurden aus den Klassen herausgeholt und mit Bonbons beworfen, auch naßgespritzt, z.T. mit Wasser, aber auch mit Rasierschaum. Der Osterhusumer Filiale (OHS) der TSS wurde ebenfalls ein Besuch abgestattet, wobei es eine willkommene Abwechslung war. Schüler mit älteren Geschwistern wußten meist von dem Termin und so wurden die Abiturienten mit Wasserbomben oder eben mit Wasser gefüllten Kondomen erwartet. Der Gang in die Stadt führte zu mehreren Geschäften, in denen es Getränke und Speisen gab, auf dem Hinterhof der Sparkasse wurde zu – in den Augen der Bankkaufleute – flotter Musik getanzt. Zwischendurch wurden auf dem Marktplatz alte Hefte und Bücher verbrannt. Vor 1970 wurde dazu auch gesungen. Das Studentenlied „de brevitate vitae“ (Über die Kürze des Lebens) gab den Rahmen ab, der Beginn des von Brahms vertonten Stückes war bezeichnend: „gaudeamus igitur, iuvenes dum sumus“ – Freuen wir uns also, solange wir jung sind. Auf einen Hinweis von Winrich Naujoks wurde der Text in der TSS-Abizeitung von 1995 abgedruckt. Der langsame Fluß in den Schloßpark beendete den Umzug, dort wurde geruht oder weitergesoffen. Seit 1996 wurde dort Musik gespielt und getanzt, da die Sparkasse ihr Engagement schon länger beendet hatte. Eine weitere Veränderung fand schon 1992 statt, eine amerikanische Erfindung namens „Super-Soaker“ wurde von den Abiturienten entdeckt und dabei ungeheure Wassermassen verschossen. Der Direktor mußte die Wasserleitungen schließen lassen, um der Lage Herr zu werden. 1995 übernahm die TSS eine HTS-Idee, nämlich eine Show vor den eigentlichen Abiumzug zu stellen. Seit den Achtzigern, in denen der Sohn des örtlichen Kinobetreibers Abitur machte, gab es auch einen Abifilm, fast zehn Jahre lang „Blues Brothers“, dann andere individuell gewählte Filme, wie z.B. „Mars attacks!“ (1997). Doch auch dies fiel seit 2001 weg.
Seit 2002 dürfen die Abiturienten beim Abiumzug die Schule nicht mehr betreten. Am Vortag verbauen sie zwar einige Gänge, aber die alte Tradition auch hier Eigenarten der Lehrer oder auch Mitschüler aufs Korn zu nehmen, war damit erledigt. Höhepunkte dieses Treibens waren u.a. 1989 das Herumtragen des Erdkundelehrers Lamp in einer Sänfte während des Umzuges oder 1991 der 2×3 Meter große Nachbau des 16-eckigen Koffers des Physiklehrers Paech.
Diverse Versuche den Abiumzug grundlegend zu verändern, scheiterten meist kläglich. Meist versucht nur ein Abijahrgang sich mit bunten Kleidern vom traditionellen Schwarz abzusetzen. So sahen sie dann meist wie die Realschüler aus, die seit einigen Jahren auch einen Umzug veranstalten. Und um ihre Individualität hätten sie sich auch nicht sorgen müssen. Die Husumer Abiturienten sind mit ihren Zylindern und schwarzen Anzügen und Kleidern ziemlich einmalig in Deutschland. 1999 war eine Veränderung dennoch erfolgreich. Die Abiturienten wollten im Zuge der Beliebtheit der Loveparade eine Abiparade machen und ließen Trecker mit Musikanhängern vor der Umzugsmasse herfahren. Die eigentlich als einmaliger Gag gedachte Idee, etablierte sich schnell und führte zu jährlich wachsenden Musikanlagen, die dementsprechend auch immer lauter wurden. Unter anderem deswegen beschloß die Stadt 2006 dem Abiumzug den Schloßpark zu verweigern. 2007 hätten die Abiturienten auf Fürsprache der Vorsitzenden von Ehemaligen- und Förderverein der TSS beim Bürgermeister wieder in den Park gedurft, wollten sich aber keinerlei Restriktionen in Lautstärke und Dauer bieten lassen, obwohl diese eher moderat veranschlagt waren.
Seitdem wird auf dem Parkplatz vom Porrenkoog gefeiert.
Abiveranstaltungen, div. Die erfindungsreichen Abiturienten feierten sogenannte Abifeten, die überwiegend aus einem Feld, einem Zelt, einer kleinen Musikanlage und vielen Getränken zum Selbstkostenpreis bestand. Wer eine Scheune sein eigen nannte, war geradezu verpflichtet eine Abifete zu veranstalten. Varianten gab es auch in Schiffstouren, die 91er mieteten ein kleines Schiff und fuhren dann mit der feiernden Menge stundenlang durchs Wattenmeer. Höhepunkte waren 87,91 und 94 die Abifeten in Süderholz mit jeweils 1000 Besuchern. Die zunehmende Professionalisierung – große Licht- Musikanlagen, große Hallen, dazu am besten noch Eintritt – machte ein einfaches Fest nicht mehr akzeptabel und diverse Versuche bekamen nicht viel Resonanz. Von in den 80er und 90ern üblichen 8-14 Feiern sind momentan höchstens 2 oder 3 übriggeblieben.
Daneben gab es noch Mitte der 90er einige Jahre lang die Abiwanderung. Die Abiturienten und Ehemaligen wanderten dabei von Schobüll aus zum Dockkoog.
Einmalig hingegen war der Abizug 1996. Dem Aufruf an alle Gymnasien längs der Bahnlinie Hamburg-Westerland zusammen an einem Sonntag zum Sylter Strand zu fahren, folgten nur die TSS und einige FGler. Die aber einen Heidenspaß hatten.
Abizeitungen. Seit 1985 geben die Abiturienten eine Abizeitung heraus. Mehr Informationen in einem eigenen Artikel.